Geschichte der Gemeinde

Geschichte der Gemeinde

Vorgeschichtliche Zeit

Das Eppaner Gemeindegebiet war wahrscheinlich schon vor 30.000 bis 25.000 Jahren bewohnt. Nach der letzten Eiszeit ("Würmeiszeit"), die das gesamte Alpengebiet unter meterhohen Eisschichten begrub, wanderten vor 8.000 bis 5.000 Jahren wieder Menschen in unser Gebiet ein. Sie waren Jäger und Sammler und lebten in Großfamilien. Sie hausten in Felshöhlen oder unter Felsüberhängen, wie es einen im Montiggler Wald hinter Schreckbichl gibt, jedoch zeugen davon keine Funde. Der allmähliche Übergang vom Jäger- und Sammlertum zu Ackerbau und Viehzucht kennzeichnet den Beginn der Jungsteinzeit (5000 - 4500 v. Chr.). Aus der späten Jungsteinzeit sind Funde erhalten: Steinkistengräber in St. Anna (ca. 2200 v. Chr.), Beile, Keramikreste (Kultstätten in Gaid und im Montiggler Wald). Aus der Bronzezeit stammen Beile, Dolche, Lanzen- und Pfeilspitzen, Nägel, Sicheln, Nadeln und Fibeln. Eine ausgedehnte spätbronzezeitliche Siedlung wurde im Bereich der Ex-Gärtnerei Gamberoni in St. Pauls entdeckt. 800 - 100 v. Chr.: Eisenzeit. Die jüngere Eisenzeit ("Latènezeit") war von kriegerischen Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Die Menschen zogen sich auf geschützte Plätze (Wallburgen) zurück (Kitzerbühel nördlich von Perdonig, Jobenbühel bei Montiggl und Hohenbühel im Montiggler Wald). 

Räter, Römer, Langobarden

Eine eisenzeitliche Siedlung mit Eisenschmelzstätte gab es südwestlich von St. Pauls und auf dem Putzer Gschleier (Bronzeziste mit Menschen- und Tierrelief um 450 v. Chr.), weitere Siedelstätten auf den Burghügeln. In diesen Siedlungen wohnten die Räter. Römische Schriftsteller bezeichneten Trient als "rätische" Stadt. Von den Etruskern übernahmen die Räter die Schrift und den Weinbau (ab 500 v. Chr.). Funde von keltischem Schmuck in St. Pauls (5. - 4. Jh. v. Chr.). Im 1. Jh. v. Chr. wird unser Gebiet römisches Reich. In dieser Zeit werden im Zuge der Germanenzüge (Kimbern) viele Siedlungen zerstört. Durch Soldatenveteranen, die in den eroberten Gebieten Landgüter erhalten, tritt eine schrittweise Romanisierung ein. Das Wort "Eppan" stammt wahrscheinlich von "praedium Appianum" = Gut des Appius oder Appianus.

Im Jahr 2005 wurden auf der Aich oberhalb von St. Pauls Reste einer römischen Villa gefunden, ausgestattet mit einer Fußbodenheizung und einer Badeanlage. Elf Räume konnten festgestellt werden, davon zwei apsidenförmige, zwei mit Fresken ausgestattete, drei mit Mosaikböden, davon einer mehrfarbig und überraschend gut erhalten und zwei in schwarz-weiß gehalten mit geometrischen Mustern. Außerdem kamen Plättchen aus Marmor für die Wand- oder Bodenverzierung zum Vorschein. Die Gebäudegliederung und die Raffiniertheit des Inneren lassen vermuten, dass es sich um den Wohnort eines reichen römischen Grundbesitzers handelte. Die Villa wird in das 4. Jahrhundert n. Chr. datiert.

Die römische Herrschaft währt über ein halbes Jahrtausend und ist eine Zeit des Friedens. Die "Via Claudia Augusta" führte über die Lavason nach Kreuzweg, St. Anna, St. Pauls, Unterrain in Richtung Vinschgau/Reschen/Augsburg. Auf dem Vigiliuskopf in Perdonig wurde eine frühchristliche Kirche errichtet (Beginn 5. Jh. n. Chr.). Die erste urkundliche Erwähnung des Namens "Appianum" bezieht sich auf das Jahr 590 n. Chr. Der langobardische Historiker Paulus Diaconus zählt in seiner "Geschichte der Langobarden" "Appianum" zu den langobardischen Burgen, die im Tridentinerland von den Franken zerstört wurden. Die nächste Erwähnung erfolgt 845 in einer Urkunde über einen "Fritari de Apiano".

Mittelalter, Eppan wird deutsch

Ab Ende des 8. Jh.s wandern die Baiern ein, Eppan wird deutsch. 1140 wird die Pfarre und Gerichtsgemeinde Eppan (mit deutscher Bezeichnung Eppan) erstmals urkundlich erwähnt. Die Pfarre Eppan (= St. Pauls) gehört seit 1147 zum Trientner Domkapitel. Ende 11. Jh.: Eppan wird Grafschaft. Höhepunkte in der Geschichte Eppans, im 12. und 13. Jahrhundert, waren die Erstarkung des Adelsgeschlechtes der Grafen von Eppan, eines aus Bozen kommenden Welfengeschlechts, die Erbauung der Burg Hocheppan zwischen 1125 bis 1130 durch Graf Ulrich II., sowie die kämpferischen und langen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Tirol. Dieser zwei Jahrhunderte währende Streit endete schließlich mit dem Niedergang und dem Erlöschen der Grafen von Eppan. Das Wappen der Gemeinde Eppan, der halbe goldene Stern an einer goldenen Mondsichel auf blauem Untergrund, geht wahrscheinlich auf die Grafen von Eppan zurück. Wenn von diesem Adelsgeschlecht auch kein Wappen überliefert ist, so fällt doch auf, dass Mondsichel und Stern - in verschiedenen Varianten - dort auftauchen, wo die Grafen von Eppan Besitztümer hatten, so in den Wappen der Gemeinden Tramin, Kurtinig, St. Michael an der Etsch (San Michele all'Adige) und in Gries bei Bozen (bis 1925 eigene Gemeinde). Im Laufe des 13. Jhs. zerfielen die Grafschaften in kleinere Verwaltungseinheiten: die Gerichte (Eppan: Gericht Altenburg und Gericht Hocheppan). Nach dem Tod des Grafen Ulrich von Ulten und Eppan 1248 kam das Gebiet von Eppan unter die Herrschaft der Grafen von Tirol. Diese setzten Dienstmannen als Richter ein.

Habsburgische Zeit, Napoleon, 1. Weltkrieg

1363: Tirol kommt zu Habsburg. Vom frühen Wohlstand der Gemeinde zeugt die Pfarrkirche von St. Pauls, "Dom auf dem Lande" genannt. Sie wurde von 1460 bis 1647 erbaut. Laut Steuerkataster von 1776 gehörten zum Gericht Altenburg oder Eppan: St. Michael mit Montiggl, Girlan mit Schreckbichl, St. Pauls mit Missian, Unterrain, Berg, Gaid und Perdonig. Sitz des Gerichtes war bis 1525 die Burg Altenburg in St. Pauls, dann befand es sich bis 1750 in St. Michael "an der Rosen", danach im Schloss Gandegg. Einwohnerzahl 1780: ca. 2800. Mit 1. Februar 1806 kommt Tirol zu Bayern, die Gerichte Altenburg und Hocheppan werden zum Landgericht Bozen geschlagen. Einwohnerzahl 1806: 3525. Beim Tiroler Freiheitskampf 1809 gegen Bayern kämpften auch Schützenkompanien aus St. Michael, St. Pauls und Girlan mit (248 Mann). Mit 14. Oktober 1809 (Friede von Schönbrunn) wurde Tirol dreigeteilt und der südliche Teil (und damit auch Eppan) gehörte nun zum Königreich Italien ("Dipartimento dell'Alto Adige"). Die Grenze verlief vom Gampenpass über Nals, Mölten, Sarntal, Rittner Horn und Kollmann zum Schlern. 1810 wurde die politische Gemeinde Eppan gegründet mit Hauptort St. Michael. Sie hatte einen "podestà", drei "savi" und 30 Gemeinderäte. Amtssprache war Italienisch. Der Podestà war Johann von Call. Die Gemeinde mietete die Räume des aufgehobenen Kapuzinerklosters als Gemeindekanzleien und Sitzungssaal. Nach der Niederlage Napoleons zogen am 11. Oktober 1813 österreichische Truppen in Bozen ein. Das Dipartimento dell'Alto Adige wurde wieder mit Tirol vereinigt und kam zu Österreich zurück. 1817 wurde die Gemeinde Eppan wieder aufgehoben, 1849 dann wieder errichtet. Bis dahin versah der Landrichter die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten. 1849 wurde für das ganze Kaiserreich Österreich ein einheitliches Gemeindegesetz erlassen (Grundlage: Selbstverwaltung der Gemeinde). Es herrschte ein Zensuswahlrecht. 1920 wurde ein neues Gemeindegesetz eingeführt, das das allgemeine Wahlrecht für Männer vorsah. Der erste Bürgermeister 1849 war Johann Franz Brigl aus Girlan. Einwohnerzahl: über 4.000.

Um den Absatz der hiesigen Weinsorten zu fördern (gegen Konkurrenzprodukte aus Kroatien) wurden Kellereigenossenschaften gegründet: 1906 in Frangart, 1907 in St. Pauls und St. Michael. 1880 - 1884: Bau der Mendelstraße. 1886: Bau der Straße durch das Warthtal als Verbindung zwischen St. Michael und Bozen. 15. Dezember 1889: Die Überetscher Bahn geht in Betrieb (1963: Einstellung des Personenverkehrs, 1971 des Güterverkehrs).

Faschismus, Nationalsozialismus, 2. Weltkrieg

1918 - 1920: Nach dem Ersten Weltkrieg Zusammenbruch des Habsburgerreiches, Annexion Südtirols durch Italien. Nach der Machtergreifung des Faschismus werden die gewählten Gemeinderäte abgeschafft. Der letzte gewählte Bürgermeister war Bruno Graf von Khuen. Letzte Sitzung des gewählten Gemeinderates am 22. März 1926. 1926 wird der königliche Kommissar Tito Pasquali für die außerordentliche Verwaltung der Gemeinde Eppan eingesetzt. Er fasst fallweise unter Beihilfe des Gemeindesekretärs die Beschlüsse. 1927 wird er podestà. 1928 folgt der Präfekturskommissar und spätere podestà Oberst Mario Ceard. In seiner Zeit erwirbt die Gemeinde den Ansitz Platzegg als neuen Amtssitz. 1936 podestà Piero Ravenna. Italianisierung des öffentlichen Lebens, Umgestaltung des Ansitzes Platzegg, Bau des angeschlossenen Fasciohauses und des "Littorioturmes" mit Balkon und ebenerdigem Sakrarium, "Littorioplatz" für große Kundgebungen. 28. Oktober 1939 Einweihung des Fasciohauses, Rede des Präfekten Mastromattei zum Optionsabkommen (wurde als Gegenpropaganda gewertet). Ab Ende 1939 ist Angelo Anderle podestà (bis 1943). 8. September 1943: Errichtung der "Operationszone Alpenvorland", Willy Kössler wird kommissarischer Leiter der Gemeinde Eppan. Ab 13.11.1943 unterzeichnet er mit "Der kommissarische Leiter", und zwar bis 05.05.1945. Die Protokolle werden vom Sekretär Josef Pfeifer auf Deutsch geführt. Bei Kriegsende wird der in Girlan wohnhafte Luigi Corbelletti vom "Comitato di Liberazione Nazionale" als Bürgermeister eingesetzt. Er bleibt bis 1952 im Amt.

Nachkriegszeit

1952 finden die ersten demokratischen Wahlen statt, Friedrich Dellago wird Bürgermeister. Er wird fünfmal wiedergewählt (1956, 1960, 1964, 1969 und 1974). Sein Nachfolger wird Dr. Erwin Walcher (1977 - 1990), daraufhin Dr. Franz Lintner (1990 - 2010). Seit Mai 2010 ist Wilfried Trettl Bürgermeister der Gemeinde Eppan. Gemeindesekretäre: Ciro Deola bis 1960, Franz Stein bis 1965, Gottfried Vittur bis 1972, Dr. Iginio Rogger bis 1974, Heinrich Sparber bis 31.12.1995, ab 1996 Bernhard Flor bis 2018, ab 01.04.2018 Werner Natzler.
1971 nimmt die Gemeinde die offizielle Bezeichnung "Eppan an der Weinstraße" an. 1990 wird mit den Feierlichkeiten zu "1400 Jahre Eppan" der ersten Namensnennung Eppans im Jahr 590 gedacht.

Alle Bürgermeister auf einen Blick:

1850 - 1852: Vorsteher Johann von Call
1852 - 1855: Vorsteher Karl Graf von Khuen
1855 - 1859: Vorsteher Franz Hölzl
1859 - 1861: Vorsteher Johann Franz Brigl
1861 - 1866: Vorsteher Alois von Wohlgemuth
1866 - 1872: Vorsteher Josef Petermair
1872 - 1875: Vorsteher Franz Graf von Khuen
1875 - 1879: Vorsteher Josef Petermair (zum zweiten Mal)
1879 - 1882: Vorsteher Josef Kofler
1882 - 1884: Vorsteher Anton Pardatscher
1884 - 1887: Vorsteher Josef Kofler (zum zweiten Mal)
1887 - 1894: Vorsteher Franz Call
1894 - 1906: Vorsteher Josef Klotz
1906 - 1913: Vorsteher Josef Franz Niedermayr
1913 - 1922: Vorsteher Anton Seebacher
1922 - 1926: Vorsteher Bruno Khuen
1926 - 1928: Podestà Dr. Tito Pasquali
1928 - 1936: Podestà Mario Ceard
1936 - 1939: Podestà Piero Ravenna
1939 - 1943: Podestà Angelo Anderle
1943 - 1945: Kommissarischer Leiter Willy Kössler
1945 - 1952: Bürgermeister Luigi Corbelletti
1952 - 1977: Bürgermeister Fritz Dellago
1977 - 1990: Bürgermeister Dr. Erwin Walcher
1990 - 2010: Bürgermeister Dr. Franz Lintner
seit 2010: Bürgermeister Wilfried Trettl

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